Buchbesprechung – Rezension
Zur Zeit habe ich wirklich Glück mit meiner Lektüre: hier kommt ein weiterer Roman, den ich unbedingt empfehlen kann!
Ironisch und ziemlich lustig erzählt Yann Apperry von dem Herumtreiber Homer, der als Weisenkind in der kleinen amerikanischen Stadt Farrago in Californien aufwächst. Homer bringt seine Zeit hauptsächlich auf dem örtlichen Schrottplatz, im Wald, in der Gefängniszelle und im Puff von Farrago zu. Seine Lieblingsbeschäftigung ist, den Reverend zu ärgern und den Sheriff der kleinen Stadt auf Trab zu halten. Außerdem führt er gerne philosophische Gespräche mit dem weisen Ladeninhaber Fausto, und seinem Freund Duke, der auf dem Schrottplatz wohnt. Philosophisch, träumerisch und oft ironisch sinnt er dabei über die Welt nach: jedoch nie zu lange, denn das führt bei Homer jedes Mal zu einer handfesten Migräne. Eines Tages verliebt er sich in die Hure Ophelia, und nun muss er sich wirklich Gedanken über sein Leben machen!
Der Roman ist voll von schrägen Charakteren, komischen Situationen und Missverständnissen, bleibt dabei jedoch zutiefst menschlich und natürlich. Yann Apperry ist wirklich ein begnadeter Erzähler: immer wieder überraschend und lustig erzählt er die Geschichte von Homer, der auf der Suche nach dem Sinn in seinem Leben ist. Von Fausto lernt er unter anderem, dass er selbst seinem Leben diesem Sinn geben muss:
„Nichts an dieser Geschichte ist ungerecht. Ungerecht wäre es, zu glauben, die Dinge hätten anders laufen können. Auch wenn sie natürlich immer anders laufen können. Angenommen, du bist unterwegs, dann kannst du, selbst wenn du dein Ziel nicht kennst, nach links abbiegen, den Weg nach rechts einschlagen, umkehren oder aber eine Pause einlegen, um zu pinkeln oder die Landschaft zu betrachten, die Zukunft ist offen. Und wenn du danach an die einzelnen Etappen zurückdenkst, ist es an dir zu entscheiden: Ich bin diesem Weg gefolgt, denn es war der einzige Weg für mich. Oder: Ich hätte einen anderen nehmen können, dann wäre ich woanders gelandet. Auch das entscheidest du. Niemand wir dir sagen, daß dein Weg vorherbestimmt war oder daß er’s nicht war. Nur du. Du entscheidest über den Sinn, den du deinem Unterwegssein gibst.“
Die Erzählung folgt dabei Homers Gedankengang und seinen Taten auf der Suche nach einem Sinn im Leben, nach einer zusammenhängenden Lebensgeschichte, und macht dabei immer wieder Abstecher in Homers Vergangenheit. Über diese Umwege ergibt sich schließlich ein Gesamtbild, das sowohl für den Leser, als auch für Homer aus einer Kette mehr oder weniger zufälliger Ereignisse ein Lebensschicksal macht. Apperrys Erzählstil ist absolut lustig, überraschend, ironisch, heiter und intelligent. Meiner Meinung nach ein wunderbares Buch, das man garantiert nicht so schnell wieder vergisst!
Für seinen Roman erhielt Yann Apperry in Frankreich den „Prix Goncourt des Lycéens“.
Yann Apperry: Das zufällige Leben des Homer Idlewilde.
Aus dem Französischen von: Nathalie Mälzer-Semlinger
Aufbau-Verlag
ISBN: 978-3-351-03050-6
19,90 €