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Manchmal überkommt mich das dringende Bedürfnis nach Kultur in irgendeiner Form, und das endet dann zum Beispiel so wie letztes Wochenende: mit einer spontanen Fahrt nach Speyer und einem Besuch der großen Salier-Ausstellung, die dort gerade zu sehen ist. Natürlich inklusive Besichtigung des Doms.

Die Ausstellung hat sich gelohnt – dank einer ganzen Reihe von wirklich außergewöhnlichen Ausstellungsstücken, die man so sicher nicht alle Tage zu sehen bekommt. Zum Beispiel die Grabkronen der Salierkönige, die zu den besterhaltensten Grabkronen aus dem Mittelalter zählen, wunderbar erhaltene Schmuckstücke, Grabbeigaben, Alltagsgegenstände und Dokumente, usw., aus der Zeit zwischen dem 10. und dem 12. Jhd., unter denen so einige Besonderheiten waren.

Die Ausstellung zeigt ganz gut die in dieser Zeit herrschenden Machtverhältnisse und erklärt den Investiturstreit zwischen den Salischen Herrschern und der Kirche. Außerdem  werden noch diverse Ausstellungsstücke zu den Hintergründen der damaligen Lebensweise, Gesellschaftsform und Religion gezeigt.

Ganz uneingeschränkt begeistert von der Ausstellungskonzeption war ich leider trotzdem nicht. Die Ausstellung begann relativ spezifisch mit der Gegenüberstellung der weltlichen Herrscher und dem geistlichen Machtanspruch, wurde dann jedoch leider immer unspezifischer und verlor sich schließlich ein bisschen in der allzu allgemeinen Darstellung einer mittelalterlichen Burg und dem Judentum zu dieser Zeit. Auch wenn die zugehörigen Ausstellungsstücke sicherlich bemerkenswert waren – der Zusammenhang zum Ausstellungsthema „Macht im Wandel“ ist mir dabei leider verloren gegangen. Andere Themen, die durchaus erwähnens- und erklärenswert gewesen wären, beispielsweise die Kreuzzüge in diesem Zeitraum, sind dagegen gerade mal als Randnotiz (wenn überhaupt) angesprochen worden. Auch die Entwicklung des ganzen Konflikts zwischen weltlicher und geistlicher Macht vor der Thronbesteigung des ersten Salierkönigs wurde leider überhaupt nicht erklärt.

Wer sich also auf diesem Gebiet schon gut auskennt und seltene und hervorragend erhaltene Ausstellungstücke zu schätzen weiß, dem sei diese Ausstellung sehr ans Herz gelegt. Auch für Leute, die sich vielleicht nicht so gut auskennen, sich dafür aber damit abfinden können, ein etwas zusammenhangsloses Puzzleteil präsentiert zu bekommen, bietet diese Ausstellung sicherlich so einiges. Da ich mich schon ein bisschen auskenne und außerdem das Puzzlespielen von meinem Geschichtsstudium her schon gewöhnt bin, fand ich die Ausstellung gar nicht so schlecht J. All jene, die allerdings in Geschichte nicht ganz sattelfest sind, und keine Lust haben, sich den Gesamtkontext nach der Ausstellung noch selbst anzulesen, werden sich mit dieser Ausstellung vielleicht etwas schwer tun. Denen würde ich vielleicht eher dazu raten, sich einfach den Dom anzuschauen und sich danach in eins der Eiscafés mit Blick auf den Dom (am besten an einem Markttag!) zu setzen und die Leute bei einem Eiskaffee beim einkaufen zu beobachten.  Speyer ist so oder so einen Besuch wert.

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